Enzymmangel

Wenn unverzichtbare Werkzeuge unserer Verdauung fehlen

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Wenn unserem Organismus wichtige „Werkzeuge“ fehlen, kann er die Nahrung nicht richtig verwerten. Hierunter zählen beispielsweise Enzyme. Sind nicht genug Enzyme einer bestimmten Sorte vorhanden, können Verdauungsprobleme entstehen. Man spricht deshalb auch oft von einem Enzymmangel. Was sich dahinter verbirgt und wie man einen Enzymmangel feststellen kann, lesen Sie in den nächsten Abschnitten.

Welche Funktion haben Enzyme?

Enzyme greifen Krebszellen an

Enzyme sind überall im Körper: Sie kommen im Blut vor (plasmazugehörige Enzyme), finden sich in den Zellen (zellenzugehörige Enzyme) oder werden von den Körperzellen abgegeben, damit sie ihre Wirkung entfalten. Entsprechend vielfältig sind ihre Aufgaben:

 

  • Sie wandeln Nährstoffe in Energie und Zellbausteine um

  • Enzyme sind an Prozessen beteiligt, die aus der Umwelt aufgenommene Gifte im Körper vernichten

Enzyme und ihre Rolle bei der Verdauung

Wissen Sie, welche Gemeinsamkeit Sie mit einem Sauerteigbrot haben? Die Antwort: Wie das Brot brauchen Sie Enzyme. Ursprünglich bedeutet das griechische Wort „Enzym“ tatsächlich „Sauerteig“.

Sauerteigbrot bei Enzymmangel

Beim Brotbacken wie im menschlichen Körper setzen Enzyme chemische Reaktionen in Gang. Wäre der Körper ein Auto, dann wären Enzyme die Zündkerzen des Stoffwechsels. Sie liefern den Funken, damit der Körper den lebensnotwendigen Treibstoff aus der Nahrung überhaupt nutzen kann.

Daher gelten Enzyme auch als Biokatalysatoren. Sie werden benötigt, um Nahrungsmittel in ihre Einzelteile aufzuspalten und für den Körper verwertbar zu machen.

Verdauungsenzyme

Besonders wichtig sind Verdauungsenzyme. Ohne sie würden keine der lebenswichtigen Nahrungsbestandteile, keine Vitamine und Mineralien in unseren Körper gelangen. Kurz: Unser Körper würde ohne sie nicht funktionieren. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Bei einem Enzymmangel, entweder von Geburt an oder erst im Laufe des Lebens erworben, kann es zu vielen gesundheitlichen Problemen kommen.

Wie ihr Name schon sagt, sind die Verdauungsenzyme daran beteiligt, Nahrungsmittel in kleinere Bestandteile aufzuspalten Sie kommen zum Beispiel im Darm vor, aber auch im Speichel, in der Bauchspeicheldrüse und im Magen. Verdauungsenzyme sind auf bestimmte Nährstoffe spezialisiert. So zerlegen sogenannte Peptidasen oder Proteasen das Eiweiß aus der Nahrung. Amylasen sind hingegen für die Verarbeitung langkettiger Kohlenhydrate wie beispielsweise Stärke zuständig. Die entstehenden Zuckerbausteine werden dann von weiteren spezialisierten Enzymen wie der Laktase (für Milchzucker) und anderen zuckerspaltenden Enzymen weiterverarbeitet. Neben Proteasen und Amylasen gehören Lipasen zu den Enzymen, die eine wichtige Rolle in unserer Verdauung einnehmen. Lipasen sind für die Aufspaltung von Fetten zuständig.

Zu den Aufgaben der Enzyme im Verdauungstrakt gehört auch, Nahrungsbestandteile abzubauen, die uns nicht guttun. Zu diesen sogenannten Schutzenzymen gehört DiAminOxidase, kurz DAO-Enzym. Es sorgt für den Abbau von überschüssigem Histamin im Darm. Das Fehlen oder die Aktivitätsabnahme eines bestimmten Enzyms im Laufe des Lebens kann daher zu Beschwerden aufgrund eines führen. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, einen Enzymmangel festzustellen. 

Was ist ein Enzymmangel?

Darmprobleme wegen Enzymmangel

Ein Mangel an einem oder mehreren Enzymen tritt beispielsweise als Nahrungsmittelunverträglichkeit in Erscheinung. Enzymmangel-Symptome können sich auf vielfältige Weise äußern. Dabei reagieren Betroffene nicht unmittelbar auf das Nahrungsmittel: Kann die Nahrung wegen einem Enzymmangel nicht im Dünndarm aufgespalten werden, wird sie von Bakterien im Dickdarm unter Gasbildung zersetzt. Klassischerweise treten bei Mangel eines Verdauungsenzyms Darmprobleme auf. Die Folge sind typische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Durchfall oder Blähungen nach dem Essen.  

Leider sind die Beschwerden eher unspezifisch, das heißt, sie können auch durch andere Störungen verursacht werden. Aber auch folgende Symptome können auf einen vereinzelten oder mehrfachen Enzymmangel hinweisen:

  • Kopfschmerzen
  • Hautveränderungen
  • Juckreiz
  • Asthmaanfälle
  • Fieber
  • Depressionen
  • Müdigkeit
  • Hyperaktivität
  • Schwindelgefühl
  • Bluthochdruck
  • Blutzuckeranstieg
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Nichtalkoholische Fettleber

Die Symptome können einzeln oder in unterschiedlichen Kombinationen auftreten, typischerweise nach der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel.

 

Enzymmangel feststellen

Einen Enzymmangel festzustellen ist nicht immer ganz einfach: Haben Betroffene eine Nahrungsmittelunverträglichkeit als Ursache der Verdauungsprobleme im Verdacht, sollte dies auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden. Je nach Lebensmittel wird dazu ein Blut- oder Atemgastest durchgeführt. Dann kann eine Enzymmangel-Diagnose gestellt werden. Lebensmittel nur aufgrund der Vermutung eines Enzymmangels wegzulassen, ist hingegen nicht empfehlenswert: Es können Mangelerscheinungen drohen.

Wenn klar ist, dass ein Mangel an bestimmten Enzymen die Beschwerden verursacht, gibt es zwei Möglichkeiten:

Man verzichtet auf das Nahrungsmittel, das der Körper nicht mehr richtig verarbeiten kann. So gibt es zum Beispiel für Menschen mit einer Laktoseintoleranz laktosefreie Produkte oder Milchalternativen. Auch im Fall einer Histaminintoleranz oder einer Fructosemalabsorption ist der erste Schritt die Ernährungsumstellung.

Allerdings lässt sich ein vollständiger Verzicht auf einzelne Bestandteile aus der Nahrung nicht immer und überall umsetzen. In solchen Fällen können die fehlenden Verdauungsenzyme ergänzend zugeführt werden.
– dann spricht man auch von Supplementation. Solche Präparate helfen, Beschwerden bei Enzymmangel zu lindern und die Lebensqualität zu steigern. So können Betroffene endlich wieder alles essen. Guten Appetit!

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