Fructosemalabsorption

Wenn Fructose Probleme macht

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Dass Obst gesund ist, weiß jedes Kind. Im Fall einer Fructosemalabsorption kann der im Obst enthaltene Fruchtzucker jedoch Beschwerden bereiten. Mögliche Folgen nach dem Verehr von Obst, Gemüse oder Süßigkeiten mit viel Fructose: Verdauungsprobleme wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall.

Leiden Sie an einer Fructosemalabsorption oder an einer erblich bedingten Fructoseintoleranz?
Obst enthält viel Fructose

Menschen mit einer Fructosemalabsorption haben mit einer Anpassung ihrer Ernährung gute Chancen, dass die Beschwerden deutlich nachlassen oder sogar verschwinden. Kleine Mengen Fructose bereiten dann keine Probleme mehr. Anders sieht es allerdings bei der hereditären Fructoseintoleranz aus.

Was ist Fructose?

Bei Fructose, oder auch Fruchtzucker, handelt es sich um eine natürliche Zuckerform, die vor allem in Früchten wie Kernobst und Beeren oder in Honig vorkommt. Auch gewöhnlicher Haushaltszucker (Saccharose) besteht zu je 50 % aus Fructose und Glukose. Prinzipiell ist Fructose nicht schlecht verträglich – problematisch ist vielmehr ein zu viel an Fructose, dass unseren Darm überlasten kann. 

Das Problem: Die ständig ansteigende Verwendung von Fruchtzucker in Fertigprodukten. Da Fructose sehr süß schmeckt und sich kostengünstig verarbeiten lässt, kommt sie oft in industriell gefertigten Lebensmitteln wie Fertiggerichten, Säften, Limonaden, Dressings oder Light-Produkten zum Einsatz. 

 

Fructosemalabsorption ist nicht gleich Fructoseintoleranz - Worin unterscheiden sie sich?

Die Begriffe Fructosemalabsorption und Fructoseintoleranz werden fälschlicherweise oft synonym verwendet. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um verschiedene Stoffwechselstörungen, die sich durch Fructose-Unverträglichkeit auszeichnen.

Die Fructosemalabsorption ist eine Art der Lebensmittelunverträglichkeit. In der Schleimhaut des Dünndarms befinden sich kleine Transporteiweiße. Sie schleusen Nährstoffe aus dem Darminneren ins Blut. Über einige davon wird – neben Traubenzucker – auch Fruchtzucker transportiert. Die Menge an Fructose, die von den Transporteiweißen auf einmal befördert werden kann, ist natürlicherweise begrenzt. Jeder Mensch verträgt nur ein bestimmtes Maß an Fruchtzucker, wieviel ist individuell sehr unterschiedlich. Die Folgen aber sind immer gleich: Ein Teil der Fructose gelangt in den Dickdarm und es kommt zu Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Durchfall. Weil sich die Darmflora bei einer Fructose-Schwemme verändert, kann es auch zu einem Mangel an Folsäure, Zink oder der Aminosäure Tryptophan kommen.

Was ist eine hereditäre Fructoseintoleranz?

Nicht zu verwechseln ist die Fructosemalabsorption mit der sogenannten hereditären Fructoseintoleranz, einer erblichen Störung des Fruchtzuckerstoffwechsels. Diese Erkrankung kann durch schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen zum Tode führen, ist aber außerordentlich selten. Ursache dafür ist ein erblich bedingter Mangel des Enzyms Aldolase B. Bei Patienten mit einer hereditären Fructoseintoleranz lässt sich Fructose zwar über den Darm aufnehmen, aber in der Leber nicht richtig abbauen. So können schon kleine Mengen Fructose schwere gesundheitliche Komplikationen auslösen.

Frau schneidet Obst

Aldolase B ist dafür zuständig, Fructose in Leber, Nieren und Darm in Bruchstücke aufzuspalten. Da diese Spaltung bei Betroffenen aufgrund des Enzymmangels ausbleibt, kommt es zu einer Ansammlung von Fructose-1-Phosphat im Darm, in der Leber und den Nieren. Dies stört den Glukose-Stoffwechsel, was wiederum zu Unterzuckerung sowie zu Störungen der Blutgerinnung und schweren Leber-, Nieren- und Darmstörungen führen kann.

Im Fall einer hereditären Fructoseintoleranz muss daher soweit als möglich vollkommen auf Fructose verzichtet werden, wohingegen bei einer Fructosmalabsorption Restmengen Fructose vertragen werden.

Welche Ursachen hat eine Fructosemalabsorption?

Der vermehrte Einsatz von Fructose in industriell gefertigten Nahrungsmitteln kann dafür verantwortlich sein, dass mehr Menschen auf Fructose mit Unverträglichkeit reagieren. Manchmal sind die Beschwerden nur ein Mengenproblem, wenn in der Nahrung viel Fruchtzucker enthalten ist. Von einer Fructosemalabsorption spricht man, wenn die Menge an Fructose, die gut vertragen wird, unnormal stark herabgesetzt ist.

Eine Fructosemalabsorptionsstörung kann entweder erblich bedingt sein oder auch im Laufe des Lebens entstehen. Oftmals ist die Ursache für die Beschwerden eine stark fructosehaltige Ernährung, bei der dem Körper mehr Fruchtzucker zugeführt wird, als er verarbeiten kann. Der Grad der Unverträglichkeit ist allerdings individuell unterschiedlich und muss von Fall zu Fall ermittelt werden, ähnlich wie bei einer Laktose- oder Histaminintoleranz.

Wieviel Fruchtzucker am Tag bei Fructosemalabsorption?

Grundsätzlich gilt, dass jeder Mensch – ganz gleich, ob von einer Fructosemalabsorption betroffen oder nicht – nur eine gewisse Menge Fructose verträgt. Mit dem Abbau normaler Mengen an Fructose hat der Körper keine Schwierigkeiten. Gelangen jedoch auf Dauer große Mengen Fruchtzucker in den Körper, kann dies zu Beschwerden führen – auch für Menschen die keine Fructosemalabsorption haben.

Ernährung bei Fructosemalabsorption

Betroffene mit einer Fructosemalabsorption müssen nicht ganz auf Fructose verzichten: Das könnte sogar nachteilig sein. Gewöhnt sich der Körper daran, bildet er noch weniger der nötigen Transporteiweiße. Stattdessen ist das Ziel, die persönliche Toleranzgrenze zu ermitteln. Nach der Diagnose Fuctosemalabsorption greift daher üblicherweise zunächst auf fructosefreie Lebensmittel zurück, bevor die Verträglichkeit verschiedener Lebensmittel getestet wird. Mit der Zeit können die Betroffenen abschätzen, wieviel Fruchtzucker am Tag sie vertragen und die Toleranzgrenze pendelt sich wieder ein.

Es gibt keine Lebensmittel, die bei einer Fructosemalabsorption unbedingt weggelassen werden müssen. Vielmehr sollte jeder für sich persönlich herausfinden, welche Lebensmittel Beschwerden auslösen. Einfluss darauf hat nicht nur der Fructosegehalt: Auch das Verhältnis von Fructose, Sorbit und Glukose sowie die Verzehrsituation können die Verträglichkeit beeinflussen. Frisches Obst ist zum Beispiel in Kombination mit fettreichen Lebensmitteln oder nach einer größeren Mahlzeit häufig besser verträglich. So muss Erdbeerquark zum Dessert auch bei Fructose-Unverträglichkeit kein Traum bleiben.

 

Fructose in der Industrie

Anfang der Siebzigerjahre begann die US-amerikanische Lebensmittelindustrie, Rohrzucker in großem Maßstab durch HFCS (High Fructose Corn Syrup) zu ersetzen. Fructose findet sich seither in Süßigkeiten, Fertiggerichten und auch in vielen kalorienreduzierten Lebensmitteln. Insgesamt ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fructose in den letzten Jahrzehnten um rund 20 % gestiegen.

 

Fructose und Sorbit

Industriell gefertigte, kalorienreduzierte Lebensmittel enthalten neben Fructose häufig auch Sorbit, das zur Gruppe der Zuckeralkohole gehört. Ebenso wie bei der Fructose handelt es sich dabei um einen sogenannten Zuckeraustauschstoff. Auch bei einer Sorbitintoleranz oder Sorbitunverträglichkeit ist der Abbauprozess im Dünndarm gestört, sodass sich der Zucker nicht oder nicht ausreichend verwerten lässt. Der Körper reagiert mit Verdauungsbeschwerden. Wer unter einer Fructosemalabsorption leidet, sollte auch Sorbit komplett von seinem Speiseplan streichen.

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